Fremd sein?
"arrivé" - (Acryl und Collage auf Karton, 24x30 cm)
Die Asylanten: Sie kommen mit den
Schiffen übers Meer, wollen in den Norden. So schnell wie möglich.
Sie bekommen hier zu Essen, medizinische Hilfe, ein Telefonino. Die
einen hauen ab, weil sie schon Leute kennen im Norden, sie wollen so
schnell wie möglich Arbeit, Arbeit, Arbeit und Geld verdienen um
ihre Familien zu ernähren, die daheim geblieben sind.
So war es schon immer, es waren einfach
nicht so viele. Unter Gleichgesinnten, eventuell sogar unter
Landsleuten kann man gut überleben, man tauscht aus, die Probleme
sind die Ähnlichen. Man ist und bleibt unter sich. Das kenne ich
auch aus den 70er Jahren. Meine Eltern (eingewanderte Deutsche)
trafen sich mit anderen Ausländern und man blieb unter sich, das
Ausländer-Sein verband.
Wenn man geflüchtet ist, spielt es
keine Rolle, ob man sich fremd fühlt oder nicht. In erster Linie
sind ganz andere Probleme im Vordergrund. Wo kann ich arbeiten? Die
Sprache für das Nötigste lernen. Das Benehmen ist egal. Man ist wie
man ist. Das ist nur auf anderen Ebenen ein Thema – quasi ein
Luxusproblem.
Das Sich-fremd-fühlen ist fast überall
normal finde ich. Ich kann mich auch an einem Ort fremd fühlen, wo
ich jahrelang gelebt habe. Ich frage mich nicht mehr, was die Leute
über mich denken. Wenn ich mich selbst bin, mir Raum nehme, weiss
wer ich selbst bin, ist dies das, was ich in meine Umgebung aussende.
Es ist das was ich geben kann. Allerdings ist Respekt gegenseitig
sehr wichtig. So verschieden sind die Menschen im Innersten gar
nicht. Jeder lacht gerne, wird gerne begrüsst und hält gerne einen
kleinen Schwatz. Thats it. Kleine Hilfsmöglichkeiten festigen den
Zusammengehörigkeitssinn. Das ist sehr urmenschlich und funktioniert
auf der ganzen Welt.
Ich darf fremd sein. Wenn ich
Freundschaften suche, ist es etwas anderes. Die ergeben sich aus
gewissen Seelenverbundenheiten. Die kann man nicht „machen“ oder
erzwingen. Freundschaften sucht man nicht, die findet man.
"Clever and smart" - die zwei von der Müllabfuhr (Aquarell auf Papier, 21x29cm)
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