Komposition
Komposition
Das Leben ist
Komposition. Blicken wir in die Welt ist sie voller Kompositionen.
Eine Zusammenstellung von Formen, Zwischenräumen, Farben. Wir
erkennen Kontraste, Vordergründe, Hintergründe, Farbspiele. Wenn
wir sie betrachten empfinden wir Spannung oder Harmonie, Lebendigkeit
oder Schwere.
Wie nutze ich diese
Gesetzmässigkeiten für meine eigenen Bilder? Ich muss sie
erforschen, wahrnehmen, ausprobieren. Es gibt ja dazu theoretisch
auch viel zu lernen. Einiges weiss ich auch schon. Trotzdem stehe ich
immer wieder wie eine Anfängerin da, wenn es um ein Bildkonzept
geht.
Das Leben komponieren
Auch im übertragenen
Sinn stehe ich vor der Herausforderung, mein Leben, meinen Alltag zu
komponieren. Worauf setze ich den Fokus? Was soll im Vordergrund
stehen, was im Hintergrund? Wo möchte ich mehr Kontraste setzen? Wo
braucht es mehr Farbe in meinem Alltag? Wie sehen meine
Zeit-Zwischenräume aus? Sind diese auch spannend? Haben sie
überhaupt eine klare Form?
die unbequeme Freiheit
Wir haben mehr oder
weniger Zeit, Ressourcen, Erfahrungen zur Verfügung und können
unser Leben, unseren Alltag damit gestalten. Am einfachsten ist es
doch, wenn Vieles von aussen bestimmt wird, dann habe ich nicht so
viele Möglichkeiten und brauche mir nicht so sehr Gedanken zu
machen, oder ist das Bequemlichkeit?
Ausprobieren!
Beim bildnerischen
Gestalten jedoch kann ich völlig frei entscheiden. Darum ist es so
schwierig. Ich lerne, mit dieser Freiheit umzugehen. Die Suche nach
der Komposition macht Sinn und der Weg ist mit Selbstverantwortung
und Selbstkompetenz verbunden. Ich lerne zu entscheiden, was ich
möchte und was ich nicht möchte, was mir gefällt und was nicht und
vor allem auch warum es mir gefällt oder auch nicht. Ich suche
Lösungen, Herausforderungen, Anordnungen und entdecke, was mir
wichtig ist und was nicht.
Komposition – reine Formsache?
Warum ist es nur so
schwierig, die Formen, eine Komposition zu finden? Übungen können
dabei helfen. Am besten beginnt man mit übersichtlichen kleinen
Formaten. Vielleicht zerrissene oder geschnittene Farbschnipsel in
eine Fläche setzen, dann die Formen optimieren. Es entsteht eine
Studie mit Scherenschnitten, welche ich als Schablone benutze.
Farbensuche
Es ist eine Suche.
Gleichzeitig muss ich mir aber auch über die Farbkomposition
Gedanken machen. Sollte ich besser in schwarz/weiss arbeiten, um mich
auf die Formen zu konzentrieren? Dann wäre „nur“ noch die Form
und Komposition. Ich merke: zuviele Möglichkeiten blockieren mich!
Doch ich verzichte auf schwarz/weiss Übungen. Stattdessen arbeite
ich wie immer mit übermalen, bis mir die Sache gefällt.
Zufälle
Und es geht nicht
ohne Zufälle. Durch das relativ grobe Arbeiten, gibt es spannende
Neuentdeckungen. Die Formen von mir aus zu bestimmen, fällt mir sehr
schwer. Das ist für mich extrem kopflastig.
Schiefe Bildformate
Mittlerweile
langweilt es mich, auf rechtwinkligen Formaten zu arbeiten. So nehme
ich bereits bemalte, in Stücke geschnittene Grossformate: Papiere
und alte Leintücher der Grossmutter, welche nebenbei bemerkt
wundervoll von Hand geflickt wurden!
Bewegung malen
Ich komme doch
wieder auf meine „alten“ Formen, die „Zeichen“, die ich doch
eigentlich gar nicht mehr mag. Ich möchte Bewegung, Tanzen,
Rhythmus. Die Zeichen sind mir zu statisch, zu definitiv. Irgendwie
stört mich jetzt das klar Definierte, Gefestigte einer Form. Jetzt
müsste ein Bild schwebend, fliessend, „ätherisch“ wirken,
räumlich in die Tiefe gehen, ohne gerade Linien. Hat mich Kandinsky
inspiriert? Er hat seine Bilder wirklich komponiert, wie eine Oper.
Ich versuche auch im Bild „Musik zu machen“.
Kandinsky
Kandinskys Bilder wirken
so wie Tänze, frei, völlig individuelle Formen und Farbhauche
umkreisen, umtanzen sich, bewirken sich gegenseitig, und doch sind
sie total individuell. Es gibt dominante und weniger dominante
Elemente. Doch die Bilder sind wie bei einer Momentaufnahme, innert
kurzer Zeit kann sich wieder alles ändern: was dominant war, kehrt
wieder in den Hintergrund und umgekehrt. Wunderbar!
Ein dynamisches Miteinander
Zur Peripherie
strebend und doch miteinander verbunden. Sich ausbreitend und doch zu
einander bezogen. Da beginne ich wieder zu philosophieren: sich
ausbreitend und doch aufeinander bezogen – so wie ich mir die
menschliche Gesellschaft vorstelle: ein dynamisches Miteinander!
Das Universum
Das Universum ist
doch auch so aufgebaut. Es ist zusammenhängend: die Anziehungskräfte
verbinden die einzelnen Körper miteinander und halten sie im
Gleichgewicht. Es besteht eine Beziehung unter ihnen und jeder
einzelnen Materie, jede Bewegung der Materie hat Einfluss auf die
anderen. Das ist die natürliche Spannung, welche die Systeme
zusammenhält.
Jedes Element ist
gleichwertig, hat seinen Platz und ist doch in Bewegung. Ein Reigen,
der sich ständig verändert – Tanz des Lebens.
Wilde Volkstänze
Tanz des Lebens! Das
können die Menschen nämlich: miteinander tanzen. Jeder passt sich
dem Reigen an, und doch kommt ab und zu ein Impuls, ein neuer Impuls
in die tanzende Gruppe. Die anderen spüren das und lassen sich
darauf ein. Ab und zu ergibt es sich sogar, dass einzelne in die
Mitte tanzen und „abtanzen“, umgeben von den Umtanzenden. Ein so
wunderbares Bild ist die Tarantella, der süditalienische Volkstanz.
Ich liebe Tarantella! Das habe ich so erlebt an Tarantellaanlässen.
Schichten statt Formen
Bei den
Kompositionen musste ich Schicht um Schicht weiterarbeiten, weil ich
unzufrieden war mit den Formen. Schliesslich brachte ich noch
Schraffuren an, damit mir das Bild langsam gefiel. Von wegen gezielte
Komposition, zart herausgeholt, fliegende Elemente...! Nein, es wurde
ein ständiges Überarbeiten der Formen, weil sie entweder nicht
stimmten, zu banal waren, oder zu spannungslos miteinander verbunden.
Verbindungen der Schichten ermöglichten mir langsam eine Annäherung
an eine spannende Fläche. Die Tiefe entstand erst durch die
Schichten der überlagernden Formen und Farben.
Entdecken statt dirigieren
Ich suchte nach
Formen und habe die wunderbaren Schichten entdeckt! Also wieder ein
„Zufallsprodukt“! Ich muss immer etwas entdecken können! Ich bin
nicht die Dirigentin eines Werkes, sondern Entdeckerin. Die feinsten
Schraffuren waren nötig, um dem Bild wieder einen Zusammenhalt zu
geben. Sonst wären die Flächen in zu viele Kleinstflächen unruhig
zerfallen. Es ergaben sich also wieder grössere Bezugsflächen,
welche aber durch die überlagerten Übermalungen sehr uneinheitlich
strukturiert waren.
Gescheiterte Versuche
Als Ganzes überzeugt
mich auch die fertige Komposition nicht. Doch ich habe sie nun in
Stücke zerteilt, in kleine Abschnitte zerschnitten (ausgesuchte
Ausschnitte). So, in diesen Kleinformaten gefallen sie mir sehr gut.
Jetzt haben die Formate Spannung und die nötigen Kontraste und
Bewegungen. So könnte ich mir die richtige Komposition heraussuchen,
das heisst, dies könnte mir nun ein Entwurf für ein grosses Bild
sein.
Tiefenwirkung und Struktur
Was mich auch sehr
fasziniert plötzlich, ist die Materie: das Papier wurde durch die
verschiedenen Schichten schön fest und dick. Durch die zwischendurch
aufgetragenen Lasurfarbschichten werden die Farben leuchtend und
lebendig. Es ergibt sich eine Tiefenwirkung und die oberflächlichen
Schraffuren sind praktisch noch das Finish, zart und akzentuiert. Es
schärft den Kontrast.
Figürlich
Im Ganzen möchte
ich gerne diese Beschaffenheit, die Strukturierung übertragen auf
ein Bild, welche ich auch mit figürlichen Elementen besetzen will.
Es soll voll sein von Musterungen, Farbnuancen, detaillierten
Farbspielen und doch sollen die Hauptelemente (2 Figuren und Wiese
und Wasser) erkennbar sein. Der Versuch ist also eine Kombination von
Szene und Struktur.
Brav und langweilig
Allgemein fällt mir
auf, dass ich schnell etwas zu brav finde. Je mehr ich überlege,
desto verkrampfter wird das Ganze. Immer wenn ich etwas Bestimmtes
herstellen will, ein bestimmtes Sujet dann wird es eine langweilige
Komposition. Anscheinend geht es besser intuitiv. Je weniger klare
Vorstellung ich vom fertigen Bild habe, desto freier, stärker und
kraftvoller wird die Komposition.
Bilder retten
Immer noch auf der
Suche nach… wonach eigentlich? Einem gehaltvollen Inhalt, einer
starken Komposition, einem Stil auf dem ich dann „abreiten“ kann,
produzieren kann… Aber in der Realität ist jedes Bild, jedes
Objekt eine Zangengeburt. Es beginnt mit frischen Elan, dann stört
mich dieses oder stört mich jenes und zuletzt oder die meiste Zeit
beschäftige ich mich damit, das Bild zu retten, noch irgendetwas
daraus zu machen.
Schwerpunkt Farbkomposition
Vielleicht wäre es
doch besser, einfach Dinge abzumalen, frisch drauf los. Das täte mir
gut. Menschen, Hölzer, Roststücke usw. Oder meine Schreine? Warum
nicht irgendetwas abmalen? Da käme ich auch automatisch auf neue
Farben, Formen, Kompositionen. Das Problem ist, dass ich nicht
möchte, dass der Inhalt bedeutungsvoll ist, bzw. nicht zu
offensichtlich. Eine schöne Komposition bei der man nur auf den
zweiten Blick erkennt, was es darstellt. Was mich jetzt interessieren
würde, wären die Farben. Heute das Halstuch der Rosetta, die Farben
in der Kirche an der Beerdigung, der Lichteinfall von oben. Die
Nische mit dem Tabernakel.. Das Blau von Idas Ohrenhängern. Die
Steine in den Hügeln bei unserer Wanderung. Die Blumen auf dem Weg
gelb und lila. Die Wegwarten zu jeder Jahreszeit. Die Eingangsnische
frisch gestrichen in Pistaziengrün. Der orange Pulli des Herrn
soundso.
Anders malen
Immer wieder denke
ich, ich müsste anders malen, naturalistischer. Dies führt wieder
zur Blockade. Langeweile, Verwirrung entsteht. Wie gehts weiter? Ich
übe Kritik am eigenen Werk: „Was ist das schon, was soll denn das?
Das hat keine Aussage, ist bedeutungslos“. Ich habe Lust,
Lebendiges zu malen, vielleicht ist es Zeit für diese
Herausforderung.
Zeichnen a plein-air
Zeichnen vor Ort,
lebendige Tiere, die Umgebung, die Stimmung, alles stimmte. Ich habe
es gewagt und es hat Spass gemacht! Gänse, Schweine, Hühner, Hunde,
Ziegen. Und die fröhliche, kleine, alte Frau. Und das Hündchen,
„Papas Liebling“. Und dann das Mittagessen zusammen in der
Baracke: Pasta, Käse, Schweinesalami und Wein. Ich habe ein paar
Skizzen, Studien gemacht und fotografiert. Jetzt ist die grosse
Herausforderung, was mache ich für Kompositionen daraus? Gerardo mit
Ziegenherde, die Mutter mit den Gänsen und Pina mit dem Hündchen…?
Aufs Wesentliche konzentrieren
Mal schauen wie ich
da wohl angehen kann. Die Schwierigkeiten sind die Hintergründe. Ich
kann mich nicht aufs Wesentliche konzentrieren. Ein grosses
Durcheinander, zu viele Einzelheiten verwirren mich. Aber genau
dieses Durcheinander, das fasziniert mich eben. Es gehört dazu. Wie
kann ich das bildnerisch erfassen?
Aufs Wesentliche konzentrieren
Mal schauen wie ich
da wohl angehen kann. Die Schwierigkeiten sind die Hintergründe. Ich
kann mich nicht aufs Wesentliche konzentrieren. Ein grosses
Durcheinander, zu viele Einzelheiten verwirren mich. Aber genau
dieses Durcheinander, das fasziniert mich eben. Es gehört dazu. Wie
kann ich das bildnerisch erfassen?
Skizzen umsetzen
Die Ziegen sind eine
wahre Charakterstudie. Jetzt muss ich herausfinden wie ich ein
konkretes Bild anpacken könnte. Die Idee muss ich selber haben und
mir dann das Material zusammensuchen. Warum nicht alles auf einem
Bild vereinen? Es müsste aber ziemlich gross sein.
Was fasziniert mich?
Mich fasziniert die
kleine Welt, unscheinbar für den Rest der Umgebung das Lebendige der
Tiere untereinander. Das Miteinander von Tier und Mensch, die
schalkhafte Art von Pina und Gerardo, oder die alte Mutter von Pina,
wenn sie lacht.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich auf dein feedback!