Leichtigkeit
"Ti porto bene" Acryl und Pigmente auf Papier und Pavatex, 73 x 90 cm |
"Non lasciate passare!", Acryl und Pigmentlasur auf Papier und Pavatex, 83 x 110 cm |
Die grossen
Pavatexplatten, ein Geschenk von Irene haben es mir angetan. Vor
allem das grosse Format. Da sie auf der glatten Seite
rundherum mit einer Leiste versehen sind werde ich die gerippelte
Fläche als Vorderseite benutzen. Das heisst ich überkleistere sie
zuerst wiedereinmal mit diversen Supermarktprospekten. In Fetzen
aufgekleistert ergeben sie erst einmal eine spannenden Untergrund.
Mit dünnen Lasurschichten (Pigment mit Clavé-Wandlasur)
überstreiche ich den collagierten Untergrund ein paar Mal. Immer
schön trocknen lassen. Es entsteht eine spannende Struktur. Ab und
zu ein paar Fetzen aus der Illustrierten, um Farbtupfer durchscheinen
zu lassen.
Da bin ich wieder völlig in meinem Element: ich liebe die
entstehenden Verläufe, zarte leichte Übergänge, Strukturen, welche
von den Papierschichten noch sichtbar sind. Die zart überlagerten
Lasurschichten ergeben eine Tiefenwirkung. Ich benutze Weiss, Siena
gebrannt und Hellgelb.
Schliesslich muss ich mich um eine Komposition
kümmern. Ich möchte keine homogene Fläche, sondern einen
spannungsvollen, abstrakt gehaltenen Hintergrund, um dann etwas davor
zu setzen, etwas ganz Konkretes, Lebendiges!
Die Pigmentfarben haben
eine wunderbare Leuchtkraft. Den Effekt der Farblasuren habe ich
schon an den Hausinnenwänden ausprobiert und ich staune immer
wieder, welche Tiefe entsteht, wenn sie vollständig getrocknet sind:
jedes Mal eine Überraschung! Ich versinke also wiedermal ganz in die
momentan entstehenden Prozesse, welche die Materialien hervorrufen:
beobachten, reagieren, mit dem Beobachteten etwas Neues probieren und
wieder beobachten…
Irgendwann kommt der
Punkt, da ist die Fläche so, dass ich sie belassen möchte. Doch mir
fehlt noch ein Fokus. Etwas Konkretes, etwas Eindeutiges davor. Sonst
fehlt für mich die Berechtigung aufzuhören.
Ich weiss nicht, warum
ich dabei auf Tiere komme, und zwar in naturalistischer Art. Mit der Wahl des
Lebewesens setze ich natürlich eine Metapher. Das geschieht jedoch
intuitiv. Ich denke nicht an eine Aussage, nein, ich erspüre
vielmehr, welches Bild, welcher Seelenausdruck nun vor diesen
Hintergrund passt
.
.
Banal: ein Hintergrund, entstanden wie ein
alchemistisches Gemisch, und ein Etwas, was ganz klar polarisiert,
oder hinweist oder sagen will oder eitel aufgesetzt wirkt. Und ich
möchte, das dieses Etwas lebendig wirkt. Sodass dieser wunderbar
„gewachsene“ Hintergrund einen würdigen Repräsentanten erhält.
Ein Vertreter, eine Vertreterin, welche dem Betrachter den suptilen,
Hintergrund Geltung verschafft…
Die Friedenstaube:
hier ist es wieder das Licht und die Untersicht welche dieses
leuchtende Gelb wunderschön untermalen. Das Dreieck gibt dem
fliegenden Vogel die Dynamik. Dreieck, es steht vielleicht noch etwas
zu gerade, es hätte auch mehr nach links kippen können. Wie in
einem Augenblick eingefangen, schnell umrissen mit dem Graphitstift,
den Moment der oben vorüberfliegenden Taube erfasst.
Der Ara: Das Braun der
Hintergrundschichten weckt den Eindruck von alten Zeiten, etwas
Vergilbtes, Verblichenes. Verblichenes Paradies, der Urwald leicht
angedeutet nur die Silhouetten, Schatten der Pflanzen. Der
„aufgesetzte“ Ara im Anflug zieht die Aufmerksamkeit auf sich.
Einer der schönsten Vögel der Welt vor dem Paradies, dem
vergangenen Paradies. Faszination der Farben, der Farbenvielfalt
dieser Schöpfung. Es ist unglaublich! Ein Nachklang des Paradieses?
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