Angekommen im "Nicht-Ankommen"


In zwei Ländern bin ich zuhause. Da ergibt sich ein mehrmaliges Hin- und Herreisen im Jahr. In Winterthur bin ich eingerichtet, um meine Malerei zu praktizieren und Kurse zu geben. Schwerpunkt Nähen dagegen findet in meinem Atelier in San Pietro al Tanagro statt.




Winterthur – Süditalien

In Winterthur profitiere ich vom grossen Kulturangebot, kann meine «innere Künstlerin» nähren, Austausch mit Freunden/Freundinnen pflegen. In Italien dagegen kann ich mich gut zurückziehen, meinen eigenen Tagesrhythmus leben und habe viel Platz, um die ganzen Stoffe und Materialien in Kollektionen umzuwandeln.


In Bewegung sein

Das ist die rationale Seite der Geschichte. Nun zu meinem Herzen, meiner Seelenseite: es ist kein Zufall oder kein zwingender Grund, der mich in diese sehr dynamische Lebenssituation geführt hat. Nein, es ist eine gewisse innere Unruhe, die mich umtreibt. Eine Art Aversion gegen Sesshaftigkeit und «Komfortzone». Gleichzeitig jedoch sucht meine Seele eine Heimat, in der ich mich wirklich zuhause fühle. Das habe ich ortsbezogen noch nicht gefunden. Mein Inneres kommt im Äusseren nicht zur Ruhe, ich fühle mich immer wieder in Aufbruchstimmung und möchte auch am liebsten wenig besitzen, so dass ich jederzeit weiterziehen kann.


Spuren aus der Vergangenheit?

Wo das herkommt, kann ich nur spekulieren. Die Familie meines Vaters wurde aus der Heimat vertrieben. Damals Königsberg, heute Kaliningrad. Ob das in meiner DNA verankert ist? Dieses Gefühl, nirgends Heimat finden zu können, beschäftigt mich schon länger. 

Dieses Thema jedoch intellektuell anzugehen oder sogar bewusst in Kunst umzusetzen, künstlerisch zu thematisieren, ist für mich im Moment nicht der Weg. Ich denke, da fliesst unbewusst sowieso etwas in meine Arbeiten hinein: die wirren, «offen» gehaltenen Kompositionen, die schwebenden Figuren, zwar miteinander interagierend, aber doch eher im offenen Raum herumirrend, sind vielleicht ein Ausdruck dieses Gefühls. 

Ich vertraue dem Prozess und meiner Intuition. Dem Prozess, dass das was sich einen Ausdruck verschafft, gesehen, wahrgenommen werden will. Durch das Reflektieren meiner eigenen Bilder werden für mich innere Zustände sichtbar, und so von mir akzeptiert und angenommen. Tatsächlich muss ja in der menschlichen Entwicklung ein Zustand «ausgesessen», ausgehalten werden (oder gar ausgedrückt werden?), um dann als integriert abgehakt werden zu können und offen zu sein für Neues. Solange es also stimmt für mich und meinen Partner werde ich es so handhaben. Italien und Schweiz halt. Hin und her.


Die rosa Phase

Gleichzeitig werde ich immer dünnhäutiger, empfindlicher, sensibler, halte gewisse Situationen nicht gut aus, wenn sie für mich nicht stimmig sind. Es ist als wehre sich mein Inneres gegen fremdbestimmte Zustände. Ich fühle mich rosa, brauche die Farbe Rosa. Rosa, oder eher Rosé, zart durchscheinend, luftig, ätherisch. Als ob dieser Farbton heilsam für mich ist. Ich habe mir nun ein rosa Gewand genäht. Eine Kleidung in der ich mich mal hineinfühlen kann. Was macht es mit mir rosé gekleidet herumzulaufen?



Inspiration und Brainstorming zu neuen Werken

Rosé ist filigran, zarte Fäden, sanfte Formen. Das sind meine intuitiven Vorstellungen zu den nächsten Werken. Es wird Gips und Stoff enthalten sein.

Meine nächste Ausstellung im „Raum für Vieles“ werde ich einen lichtvollen Raum bespielen. Dieses Licht möchte ich thematisieren, Transparenz betonen. Zur Transparenz meine ich Folgendes: Das Licht des Raumes, der Raum selber ist hell, strahlend. Wenn ich etwas Transparentes herstelle, wird es zu «durchsichtig». Ich möchte das Licht einladen, sich in meinen Bildern zu reflektieren, nicht durchzuscheinen. Es sollen also Strukturen entstehen, die durch das Licht strahlen, gleichzeitig körperhaft sind, also haptisch erscheinen, aus einer angenehmen Materie bestehen. Auch Natur, Phantasie, «Gewachsenes» erscheinen lassen.


Umsetzung

Acht Quadrate aus Holz werden meine Grundlage für den Aufbau von Gips, Fäden aus verschiedenen Materialien, (Naturfaser?), Textilstrukturen (Stoffe?), Wachs, ev. noch Papier mit dem Lötkolben bearbeitet…

Begleite mich auf meinem Weg von der Inspiration zur Idee zur Umsetzung und wieder zur Reflexion. Gelingt es mir, mein Ausstellungskonzept umzusetzen? Ich werde auf alle Fälle weiter darüber berichten.

Ideenskizze

Was sind deine Gedanken dazu?

Bist du auch künstlerisch unterwegs und erlebst auch gerade eine «innere Reise»? Was bedeutet für dich «Heimat» oder das Gefühl angekommen zu sein? Ich würde mich sehr freuen, etwas über deine Gedanken zu erfahren. Schreibe mir eine Email oder im Kontaktformular, was dich bewegt. Ich danke dir dafür.

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